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Das Plattieren - eine spezielle Variante des Briefmarkensammelns

Unter Plattieren versteht man die Rekonstruktion eines Druckbogens einer Briefmarke. Bei der heutigen Drucktechnik und Druckqualität ist dies selbstverständlich nicht möglich, da alle Marken eines Bogens identisch sind, ausser es sei im Herstellungsprozess zu einem Fehler gekommen. Dies sind dann die im Katalog oft beschriebenen Abarten.

Vollkommen anders präsentiert sich die Ausgangslage bei den Briefmarken, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Steindruckverfahren erstellt wurden.

Wenn ich meinem Enkel 2 hellblaue Rayon I Marken zeige, ist er überzeugt, dass es die gleichen Marken sind, da sie auf den ersten Blick ja auch gleich aussehen.



Schaut man jedoch genau hin, erkennt man, dass die sogenannten Füllschnörkel der Marken vollständig verschieden sind.



Auf dem Urstein, von welchem dann die für den Druck verwendeten Drucksteine hergestellt worden sind, wurden 40 verschiedene Typen der Marke von Hand gezeichnet. Diese 40 Typen kann man aufgrund der Zeichnung der Füllschnörkel relativ einfach bestimmen. Oft ist der erste Schritt zum Plattieren das Zusammentragen dieser 40 Grundtypen einer Marke, es entsteht eine sogenannte Typentafel. Diese Marken können aber von verschiedenen Drucksteinen stammen und sind deshalb bei den Marken mit mehreren Drucksteinen noch nicht als Druckstein-Rekonstruktion zu betrachten.

Vom Urstein wurden nämlich durch Umdrucken die für den Druckprozess verwendeten Drucksteine erstellt. Da sich diese Drucksteine durch den Druckprozess abnutzten, mussten für die grösseren Auflagen mehrere Drucksteine erstellt werden. Die Druckerei Durheim druckte die Marken anfänglich mit Steinen, die nur eine Gruppe von 40 Marken enthielt (Ortspost und Poste Locale), anschliessend mit Steinen von 2 Gruppen à 40 Marken (Rayon I dunkelblau und hellblau und Rayon II) und schlussendlich mit Steinen von 4 Gruppen à 40 Marken (Rayon II und Rayon I hellblau). Beim Umdrucken vom Urstein auf den jeweiligen Druckstein entstanden meist kleine oder minime Unregelmässigkeiten. Aufgrund der Forschung früherer Philatelisten weiss man, dass z.B. bei der Rayon I hellblau insgesamt 9 Drucksteine existierten mit insgesamt 30 Gruppen von 40 Marken, d.h. man kann somit 1200 Marken der hellblauen Rayon unterscheiden und plattieren.

Der Reiz des Plattierens besteht nun darin, diese winzigen Unterschiede zu erkennen, und einen einzelnen oder mehrere Drucksteine zu rekonstruieren (eine echte Detektivarbeit). Zum Glück gibt es für verschiedene Altschweiz Marken Bestimmungsbücher, die diese kleinen Druckabweichungen illustrieren.